Trump for President?

Werte Leserinnen und Leser,

die Nachrichten sind derzeit voll von Meldungen, die wir als kritisch einstufen: tagtäglich die Flüchtlingskrise, Merkel im Tiefflug, die AfD als heimlicher Wahlsieger, die uneinige EU, der europäische Osten in der Hand der Rechtspopulisten, Zar Putin in Moskau (betrifft alle Nachrichten von dort), Syrien als Trümmerhaufen, die Türkei wird Erdogans Kalifat, Nordkorea droht mit Atombomben.

Donald Trump geht in diesem Einheitsbrei schlechter Nachrichten fast unter – der durchgeknallte Milliardär, der die Wähler der amerikanischen Republikaner derart begeistert, dass inzwischen selbst seine Mitbewerber um das Amt des US-Präsidenten ihm die Treue versprechen, sollte er nominiert werden.

Kann er letztlich gewinnen? Aber ja doch! Falls es vergessen wurde: in den USA finden Präsidentschaftswahlen statt, an denen jeder Bürger teilnehmen kann, sofern er sich in den Wählerlisten registriert. Hillary Clinton ist nicht gerade die beliebteste Politikerin in den USA, und sobald Trump sich einmal auf sie einschießt, wird sie reagieren müssen – oder kapitulieren.

Sie ahnen es schon, ich arbeite auf den Hitler-Vergleich hin. Sofern sich 1933 nicht als Vergleichsjahr aufdrängt – jenes Jahr, in dem die rechtskonservative Clique um Franz von Papen, Kurt von Schleicher und General Hindenburg Hitler „mit Gott voran“ zum Reichskanzler machte und dachte, er würde sich bis zum Jahresende von selbst entzaubern – passt vielleicht 1932 besser, jenes Jahr, in dem der deutsche Reichspräsident gewählt wurde und Hitler knapp gegen Hindenburg verlor, weil der inzwischen auch von SPD und Kommunisten unterstützt und als letztes Bollwerk der Demokratie gesehen wurde – einer Staatsform, die er verachtete.

Nehmen wir also an, Trump wird nominiert, verbreitet all seine irren Thesen ein halbes Jahr lang auf jedem Sender und verliert dann mit – sagen wir – 48:52 gegen Hillary. Ich bezweifle, dass er danach einfach wieder in der Versenkung verschwinden wird. Der Mann hat bis dahin das halbe Volk aufgehetzt. Die Amerikaner werden daher nicht einfach von Sturm auf Schönwetterbrise zurückschalten – womit wir wieder bei von Papen und von Schleicher wären, die nach der Präsidentenwahl bereits die Weichen stellten für 1933, indem sie die verbotenen Organisationen SA und SS wieder zuließen. Denn eine Präsidentin Hillary Clinton wird sich ebenso wie Obama einer kompromisslosen republikanischen Mehrheit im Senat gegenüber sehen. Regieren wird so nicht einfacher.

Was aber, wenn Trump gewinnt, weil es in den USA vielleicht doch noch ein paar alte weiße Hinterwälder mehr gibt, als man derzeit vermutet? Wir sollten uns keine Illusionen machen. Bush hat gegen das Völkerrecht verstoßen, indem er im Irak Krieg führte, und er hat gegen die amerikanische Verfassung verstoßen, indem er foltern ließ. Glaubt wirklich jemand, Trump würde dahinter zurückstehen, wo er doch tagtäglich verkündet, wie er mit den Andersdenkenden und Minderheiten im eigenen Land und im Ausland verfahren will? Trump wird sich genauso wenig entzaubern lassen, wie sein Vorbild aus Deutschland. Und er wird genauso an seiner Agenda festhalten.

Mögen die US-Amerikaner also Hindenburg Hillary wählen. Bernie Sanders wäre aber wohl die bessere Wahl. Der hat wenigstens ein echtes Alternativprogramm zu dem irren Trump.

Es grüßt herzlich

Ihr JL7

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