MW-Empfänger mit drei ZF-Kreisen

Dieser Empfänger erweitert das ursprüngliche Design des von Philips 1980 neu entworfenen MW-Empfängers mit Standardspulen aus der Industrie um einen weiteren ZF-Kreis und nutzt damit das komplette Set der Spulen aus. Jurjen Kranenbourg hat dazu ein paar Informationen bereitgesrtellt (Übersetzung aus dem Englischen):

Im Gegensatz zu den alten (roten) IF-Spulen sind die neuen IF-Spulen technisch unterschiedlich. Der Grund für die Unterschiede zwischen den modernen Weiß- bzw. Bei den schwarzen ZF-Spulen handelt es sich um Spulen, die speziell für die sehr beliebte und preiswerte Standard-Transistorradio-Architektur der 70er Jahre entwickelt wurden. Diese Architektur definiert eine kombinierte Oszillator / Mischer-Transistorstufe, gefolgt von einer (durch einen ersten, gelben ZF-Transformator) durch den ersten ZF-Transistorverstärker gefolgt (durch einen zweiten weißen ZF-Transformator) durch eine zweite ZF-Transistor-Verstärkerstufe, der dann gefolgt wird (durch einen dritten, schwarzen ZF-Transformator) durch einen Diodendetektor. Jede der Stufen hat unterschiedliche Impedanzcharakteristiken, was impliziert, dass jeder ZF-Transformator unterschiedliche Spulenwicklungen benötigt, um diese Impendanzen für eine optimale Leistung anzupassen. Die EE2005-Superhets folgen weitgehend dieser Architektur (und enthalten sogar eine rudimentäre AGC-Aktion), enthalten aber nur die zweite ZF-Verstärkerstufe (was erklärt, warum der erste, gelbe ZF-Transformator in den Philips-EE-Baukästen fehlt. Ich habe den Eindruck, dass die schwache Regeneration in der zweiten ZF-Stufe zur Erhöhung der ZF-Verstärkung als Kompensation des fehlenden ZF-Verstärkers verwendet wird).

Diese 70er-Jahre-Spulen für die damalige Standard-Transistorradio-Architektur sind nach wie vor erhältlich in Form von günstigen Bausätzen auf ebay. man muss da ein wneig achtgeben – mein erster Versuch endete mit einem Bausatz für einen kombinierten MW/UKW-Empfänger, und der Versender verstand keineswegs, warum ich mit der zusätzlichen „Leistung“ in Form der UKW-Stufe unglücklich war.

Mein zweiter Versuch klappte, und die Anleitung war in chinesischer Sprache gehalten, weshalb es zunächst schwierig erschien herauszufinden, welche Spule an welcher Stelle eingesetzt wird. Zum Glück gibt es google translate, womit ich durch Eingeben der Farben „Gelb, Schwarz, Weiß“ die passenden chinesischen Symbole den Farben der vier Spulen im Schaltbild zuordnen konnte. Da ich eine Reihe roter Spulen aus den Schuco-Labs übrig hatte (sie sind identisch mit der neuen roten Oszillatorspule), nahm ich deren Platinen und lötete die neuen Spulen dort auf. Man erkennt die Farbe der Spule nun nach wie vor am Kern.

Das nächste Problem bestand in der Anpassung der Schaltung an Philips-Bedürfnisse. Die chinesische Schaltung verwendet 3V als Betriebsspannung und nur noch 1,5V für den eigentlichen Empfängerteil. Da alle Schwingkreise auf LC-Basis arbeiten, hat die Betriebsspannung aber keinen so wesentlichen Einfluss, und die Arbeitspunkte der Transistoren sind zudem über Spannungsteiler festgelegt.

Das entstandene Design ist nun ein Mix aus der Schaltung 5.07 (EE2005 neu) und dem chinesischen Schaltplan. Der Oszillator stammt aus der Philips-Schaltung, während die Bandfilter dem chinesischen Plan folgen. Dort ist die Schwundregelung ein wenig anders aufgebaut.

Bei ersten Tests zeigte sich, dass die mitgelieferte rote Spule offenbar andere Werte hat als die von Philips. Denn der Oszillator setzt ab etwa 1000 Khz abwärts aus, während er mit der roten Spule aus dem EE2005 gut funktioniert. Ein ähnliches Verhalten hatte ich allerdings schon mit dem Nachbau der Originalschaltung (mit der 1,5V-Spannungsversorgung) – dort funktionierte der Oszillator gleich gar nicht. Es wäre  möglich, dass einfach nur die Spule einen Schlag hat. Ich habe das nicht mehr weiterverfolgt, denn als Ersatz boten sich weitere rote Spulen aus den Schuco-Kästen an. Wie bereits erwähnt, ist das exakt jene, die auch als „Spule rot“ im EE2005 lag, und mit ihr funktioniert die Schaltung über das gesamte MW-Band tadellos.

Der Empfänger war mit den gewählten Widerständen schon weitgehend optimal; ich habe  noch einige Kondensatoren getauscht, um die Schaltung „Philips-Bauteileliste-kompatibler“ zu machen Das chinesische Original nutzt praktisch an jeder Stelle 22nF-Kondensatoren, und die sind bei Philips nicht gerade üppig gesät.

Im Ergebnis ist der Empfänger trennschärfer als die Philips-5.07-Version. Ich hatte ja schon geschrieben, dass mein Zimmer-MW-Sender dort auf einem größeren Bereich einstellbar ist; hier ist es nun wieder eher wie bei den Empfängern mit den alten Spulen.

Zurück zur Hauptseite