TV-Lab – Digitales Farbfernsehen im Philips-ABC-Design

Historie

Mit der Kombination EE1007/1008 (später EE2007/2008) stellte Philips in den 70er Jahren zwei Baukästen vor, mit denen auf dem bewährten Klemmfedersystem ein kompletter Fernseher gebaut werden konnte. Die Teile entstammten mehrheitlich der aktuellen Produktion, darunter waren

  • Bildröhreneinheit, bestehend aus einer grünen DG7/32-Oszillographenröhre und etwas Beschaltung, um die Hochspannung kindersicher zu kapseln
  • UHF-Tuner – leider mit einem schon in den 70ern nicht mehr zeitgemäßen Impedanzwandlertrafo. Wenn man es sich traute, konnte man aber den Trafo entfernen und direkt ein 75-Ohm-Antennenkabel anschließen.
  • Bild-ZF-Einheit, bestehend aus zwei Komponenten
  • Ton-Diskriminator
  • Ton-ZF-Spule
  • Horizontal-Ablenkspule

Für den Aufbau waren zwei doppelte Grundplatten erforderlich und ergaben das klassische Zwei-Ebenen-Bild. Das Bild war grün-schwarz und qualitativ nicht sehr hochwertig, was insbesondere auf die Grenzfrequenzen der in der Bildröhreneinheit verbauten Verstärker zurückzuführen war. Die Bauanleitung war umfangreich, aber man konnte das Ziel eigentlich kaum verfehlen.

1984 kam dann das Schuco-TV-Lab heraus, dessen wiederum zwei Baukästen sich nur noch eineinhalb Grundplatten Platz nahmen, um einen Fernseher zu realisieren. Die neue Bildröhreneinheit bestand aus einer Mini-Rechteckröhre D5-100, die ansonsten hauptsächlich von der 1980er-Jahre-Computerfirma Sinclair in deren „Taschenfernsehern“ verbaut wurde. Oszilloskop, Sinusgenerator und Ablenkschaltungen waren bereits integriert, so dass man nur wenige zusätzliche Bauteile benötigte. Neben UHF-Tuner und Bid-ZF-Einheit kam noch eine neue Schaltung hinzu, ein auf dem TBA120 beruhender Tonverstärker. Alles andere war bereits fertig aufgebaut.

Aktuelle Technik

Seit dem Auslaufen der Philips-ABC-Serie hat sich die Fernsehtechnik mehrfach weiterentwickelt. Heute stehen folgende Punkte auf der OUT-Liste:

  • Bildröhren – heute sind LCD-Fernseher Stand der Technik.
  • Schwarzweiß-Fernsehen – heute kann man keine S-W-Monitore mehr kaufen. Man kann sie höchstens noch schwarz-weiß betreiben.
  • terrestrisches Analog-Fernsehen – abgeschaltet im Jahre 2003. Heute wird nur noch digital gesendet, per Kabel auf DVB-C, per Satellit auf DVB-S und terrestrisch auf DVB-T.
  • Senderwahl per Drehknopf – stattdessen hat das Wort „Zappen“ Eingang gefunden in den deutschen Wortschatz. Das schnelle Umschalten von einem zum nächsten Sender per Fernbedienung wird von einschlägigen Zeitschriften sogar als Qualitätskriterium bewertet.
  • 4:3-Format – die Sender strahlen ihr Eigenprogramm heute im 16:9-Format aus. Die klassischen 4:3-Fernseher sind aus den Märkten praktisch verschwunden.

Das neue TV-Lab

Ein „aktuelles“ Fernsehgerät zu bauen vollendet einen Weg, der mit der 6105/6205-Kombination bereits vorgezeichnet wurde: Aus Modulen mit viel Schaltung drumherum (EE2007) wurde wenig Schaltung mit höher integrierter Modultechnik. Inzwischen jedoch sendet das digitale Fernsehen Datenströme in MPEG-2-Codierung, und derartige Signale lassen sich beim besten Willen nicht mehr in konventioneller Technik nachbauen. Vielmehr sind hochintegrierte Bausteine notwendig, die man aufgrund der darauf bestehenden Patente nur in 1000er-Stückzahlen bekommt und teuer bezahlen muss. Gleiches gilt für das Display – auch hier kommen hochintegrierte Bausteine zum Einsatz, die eine Ansteuerung des Displays mit vergleichsweise einfachen Signalen wie VGA oder PAL erst möglich machen.

Aufbau des Fernsehers

Während der Bau der notwendigen Module und Platinen an anderer Stelle gezeigt wird, soll sich dieser Teil nun mit dem eigentlichen Fernseher beschäftigen – deshalb ist die Anleitung auch sehr kurz. Das Gerät besteht aus dem DVB-T-Tuner, an den der AV-Eingang des Schaltpults per Stecker angeschlossen wird. Drumherum sind für den Stereoton zwei Standardverstärker mit dem TBA820M platziert. Beide weisen keine Besonderheit auf und bringen einen festen Spannungsteiler am Eingang mit statt einer Lautstärkeregelung. Der Tuner beherrscht dies nämlich bereits per Software und per Fernbedienung, so dass ein zusätzlicher Regler überflüssig ist.

Das war’s schon – Antenne anschließen, 12V-Netzteil einstecken und den unteren Knopf auf dem Schaltpult drücken, bis der richtige Eingang (AV1) gewählt ist. Alles weitere macht der Tuner.

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2 Antworten zu TV-Lab – Digitales Farbfernsehen im Philips-ABC-Design

  1. Schulze sagt:

    Hallo,

    in Ihrer Samlung felht noch der Nachbau, des Schuco Oszilloskops mit dem TV Lab.

    Das würde ich sehr gerne mal sehen ob Sie das schaffen.
    Sicherlich ist das sehr viel arbeit.

    Elektronikguru hat das geschaft und das nicht als Nachbau, sondern in einer kompletten Neuentwicklung.

    Mit fast 2000 Volt Anodenspannung, stalbilisiert.

    Das Ergebniss ist im Phlips- Forum zu sehen.

    MfG

    Schulze

    PS: ob sie das auch schaffen, ich glaube eher nicht.

    • JeanLuc7 sagt:

      Hallo Herr Schulze,
      für mich ist das ganze weniger eine Frage des Könnens als des Wollens. Ich steigere zwar nach wie vor regelmäßig mit, wenn auf ebay die notwendigen Bildröhren angeboten werden, aber ich stelle mir auch jedes Mal wieder die Frage, warum ich diese alte Technik nachbauen sollte. Mir geht es bei dieser Philips-Schuco-Renaissance darum zu zeigen, welche Möglichkeiten sich bieten würden, gäbe es heute derartige Elektronikkästen noch. Röhrenfernsehen ist nun einmal eine aussterbende Technik – mit Flachbildfernsehern oder digitalen Speicheroszilloskopen kommt man heute schneller und in höherer Qualität zum Ziel.
      Mein aktuelles Projekt ist daher eine Kombination aus Computer und Elektronikschaltpult – dabei wird eine komplette Computer-Hauptplatine samt Bildschirm und USB-Steuereinheit in einem Schuco-Schaltpult verschwinden. Das Betriebssystem wird Windows 7 sein – damit stehen dem Bastler die analoge und die digitale Welt gleichermaßen vollständig offen.
      Das Projekt „Bildröhre“ werde ich vielleicht trotzdem noch einmal angehen, aber dann nur aus Nostalgie. Einen technischen Sinn sehe ich darin heute nicht mehr.
      Beste Grüße
      JL7

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