MW-Superhet (Philips-Spulen)

Philips legte seinen Baukästen bereits in den 60er Jahren speziell entworfene Oszillator- und Zwischenfrequenzspulen bei, die auf den Einsatz auf den Bauplatten und ihrem Lochabstand zugeschnitten waren. Die Spulen besitzen sechs Anschlüsse und mehrere Wicklungen auf einem Plastikkörper, in dessen Mitte ein Ferritkern sitzt. Sie sind vorabgestimmt, und es wird in allen Anleitungsbüchern davor gewarnt, an den Kernen zu drehen. Die ZF-Spulen bringen zudem einen Kondensator mit, durch dessen Einsatz sie auf eine ZF von 455 kHz abgestimmt sind. Weil der Kondensator aber erst per Schaltung mit den Spulen verbunden wurde, konnten auch andere Zwischenfrequenzen erreicht werden.

Meine ersten Erfahrungen mit diesen Spulen waren eher leidvoll, was an eben diesem Ferritkern einer meiner Spulen lag – er war offenbar verstellt, und so funktionierten all die neuen Radios nicht, die ich an Weihnachten 1977 hatte bauen wollen. Erst 1981, nachdem ich das hier vorgestellte MW-Radio aufgebaut und an Philips in Hamburg geschickt hatte, stellte sich der Erfolg ein. Mit einer neuen Spukle bestückt kehrte das Radio zu mir zurück – und enthielt gleichzeitig einen Bestellschein für einen vergünstigtes Set der neuen Spulen samt Verdrahtungsplänen und Anleitungsbuch-Erweiterung für 19,80 DM.

Die folgende Schaltung entstammt nun dem Anleitungsbuch für die Kästen EE2004/05/06 von Philips in ihrer letzten Modifikation. Es gab mehrere Varianten, denen allesamt gemein war, eine schlechte Masseleitung zu besitzen. Die Masse wird durch viele aneinander gestückelte rote Drähte gebildet,w as letztlich bei Radios immer ein Problem darstellt. Norbert Schneider schreibt auf seiner Philips-Webseite dazu:

In den ersten Auflagen der deutschen Anleitung zum EE 2004/05/06 ist bei diesem Apparat die Bereichsumschaltung fehlerhaft.

Bei der Umschaltung auf MW wirken die Kondensatoren C2 + C2′ auf die in der LW Spule induzierte HF-Spannung fast wie ein Kurzschluss. Dadurch wird in der Koppelwicklung  praktisch keine Spannung zur Ansteuerung des Transistors induziert. Der Fehler ist im [neuen] Schaltbild und im Verdrahtungsplan.

In [diesen] Verdrahtungsplan hat sich […] ein anderer Fehler eingeschlichen. Das ideale Lehrstück zur Demonstration einer Verschlimmbesserung. In der zweiten Schalterstellung ist der Drehkondensator jetzt komplett von der Ferritantenne abgehängt. Die Einstellung auf einen Sender ist somit völlig unmöglich!

Das mir zurückgesandte Radio wies einen zusätzlichen Siebkondensator (1000pF) auf, der das Quietschen des Radios erfolgreich unterdrückte. Mittelwelle funktionierte damit gut, auf Langwelle hatte ich jedoch nie Empfang (siehe Norberts Fehlerbeschreibung). Allerdings gab es damals ohnehin nur zwei Sender, die ich auf Mittelwelle hörte: SWF1 und natürlich AFN, wo sonntags die „American Top 40“ mit Casey Kasem liefen.

Die Schaltung selbst ist recht simpel aufgebaut. Sie nutzt einen HF-Transistor zu Erzeugung der Oszillatorfrequenz. Er übernimmt auch das Mischen mit der Eingangsfrequenz, so dass am Ende eine ZF von 452 kHz entsteht. Die beiden ZF-Stufen besitzen eine einfache Schwundregelung, die dafür sorgt, dass sich entfernte und nahe Sender nicht zu sehr in der Lautstärke unterscheiden. Das Ausgangssignal wird gleichgerichtet, die HF ausgefiltert, und danach geht es zum Niederfrequenz-Verstärker und zum Lautsprecher.

Die Abgleichvorschrift ist recht simpel gehalten – letztlich werden die zwei Trimmer solange eiungstellt, bis bei einem Sender bei 550 kHz maximale Lautstärke erzielt wird. Blöd nur, wenn da (wie bei mir) gar nichts sendete. Mit dem neuen, hier gezeigten Gerät war das ganze allerdings etwas einfacher durch die Nutzung eines MW-Zimmersenders, dessen Frequenz man hertzgenau einstellen kann.

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