DVB-T-Tuner

Vorbereitung

Ich entschied mich nach sehr kurzer Recherche, den DVB-T-Tuner auf Basis eines fertigen Moduls zu bauen. Es gibt nach meiner Einschätzung keine andere brauchbare Methode, modernes Fernsehen mit Baukastentechnik zu verheiraten. Dazu beschaffte ich einen Mini-Tuner, der an einen SCART-Stecker angebracht war. Dieses kleine Gerät bringt bereits alles nötige mit und noch viel mehr.

Man kann nun einwenden, dass das eigentliche Basteln dabei doch sehr kurz kommt – aber so ist es im Jahr 2012 nun einmal. Fernseher werden aus Komplettkomponenten zusammengesetzt, und der eigentliche Aufwand entsteht beim Suchen der Komponenten, beim Entwickeln der Platinen und vor allem beim Design und Aufbau des neuen Schaltpults.

Featureliste

Hier ein Auszug aus der Feature-Liste:

  • DVB-T Standard: MPEG-2
  • Frequenzbereich:UHF (430-858 MHz) und VHF (147-429.9 MHz)
  • Time Shift-Funktion (zeitversetztes Fernsehen)
  • Echtzeit- und zeitgesteuerte Aufnahme über USB-Schnittstelle möglich
  • Programmierbare Favoriten-Listen
  • Mehr als 3000 Programmplätze
  • Automatische und manuelle Programmsuche
  • 7 Tage Elektronischer Programmführer (EPG)
  • Bild in Grafik-Funktion (PiG Picture in Graphic)
  • Farben OSD-Bildschirmmenü mit mehrerer Sprachen
  • IR-Fernbedienung

Man beachte, dass über einen integrierten USB-Anschluss sogar eine Festplatte angeschlossen werden kann, mit der das Teil dann zum echten Videorecorder mutiert. Eine Infrarotschnittstelle ist ebenfalls an Bord, und die hat der kleine Tuner auch bitter nötig – er besitzt nämlich keinerlei Tasten. Der Preis dafür: 22€ bei ebay. Zum Vergleich: Philips verkaufte den VHF-Tuner in den 70er Jahren für 120 DM…

Erster Test

Im ersten Test offenbart das kleine Teil eine Menge Fähigkeiten:

  • Das gut gestaltete Benutzermenü ist komplett mehrsprachig (auch in Deutsch). Es lässt sich so ziemlich alles einstellen, was man auch von modernen Fernsehern kennt – Bildformate, Zeitvorgaben usw.
  • Die automatische Sendersuche ist schnell abgeschlossen, danach muss man sich auch bei Stromverlust keine Gedanken darum machen, dass die Senderliste verloren gehen könnte.
  • Der Standardzustand beim Einschalten ist „Ein“, man muss das Modul also nicht erst per IR-Fernbedienung aus dem Ruhezustand erwecken. Das passt gut dazu, es auf einer Platine aufzubringen.
  • Wenn man eine Festplatte anschließt, kann man Bilder, Musik und auch eigene Videos von dort wiedergeben. Ich habe eine 50GB-SSD angeschlossen, um den Stromverbrauch gering zu halten. Auf dieser Platte werden auch die Fernsehprogramme und der Timeshift aufgezeichnet.
  • Auch ohne Festplatte kann das Bild zumindest „eingefroren“ werden.
  • Die Bildqualität ist auch beim einfachen FBA-Signal sehr gut – das ist allerdings vor allem dem digitalen Signalweg geschuldet.
  • Auch eine Zimmerantenne mit integriertem Verstärker kann mit Energie versorgt werden.

Der Tuner besteht (neben dem eigentlichen Mini-Tuner) aus einem hochintegrierten Baustein mit Kühlkörper und einem Flash-RAM-Baustein und etwas Zusatzbeschaltung. Er ist doppelseitig bestückt und bietet eine Ausgangs-Steckerleiste, an der das Videosignal nicht nur als FBAS-Signal, sondern sogar als RGB-Ausgsngssignal vorliegt – allerdings nach wie vor mit PAL-Timing, so dass man noch einen aktiven Konverter benötigen würde, um daraus ein VGA-Signal zu machen. Der Einfachheit halber wird daher im folgenden das FBAS-Signal benutzt, das eine gemeinsame Leitung für Video-, Sync- und Farbsignal darstellt. Man könnte dieses Signal auch als Eingang für den Bildverarbeitungsteil des EE2008-Fernsehers benutzen und so dem alten Teil zu einem modernen Tuner verhelfen.

Aufbauhinweise

Der Tuner will mit 5V versorgt werden, die Anleitung spricht von 1A Stromaufnahme. Darin ist allerdings auch bereits die Festplatte eingerechnet. Mit der SSD komme ich vermutlich auf 0,5A – dennoch wird der 7805-Spannungsregler im 9V-Betrieb sehr warm. Daher ist ein Kühlkörper mit an Bord.

Der hochintegrierte Baustein wird sehr warm; das Originalgehäuse ist dazu mit vielen Schlitzen versehen. Mein Kunststoffgehäuse ist an den Seiten ebenfalls offen, so dass die Wärme ausreichend zirkulieren können sollte. Das ist aber noch nicht sicher – das Gehäuse wird recht warm, so dass ich es für weitere Tests erst einmal weggelassen habe. Durch die Abdeckhaube wird der Fernseher nach wie vor geschützt.

Die Infrarotdiode stammt aus einem kleinen halbrunden Empfänger, der ebenfalls mitgeliefert wird. Sie auszulöten ist kein großer Aufwand. Im Gegensatz zum Tuner ist sie aber sehr empfindlich gegen Verpolung (leider einmal passiert), so dass ein Ersatz beschafft werden musste.

Das FBAS-Ausgangssignal habe ich über einen Cinch-Stecker nach außen geführt. Das sichert das Signal und gibt zudem die Möglichkeit, den Tuner auch einmal an einen richtigen Bildschirm anzuschließen. Er funktioniert auch dort.

Das Platinenlayout sieht ein wenig grobschlächtig aus, was nicht zuletzt auf die große Menge an Masseflächen zurückzuführen ist.

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2 Antworten zu DVB-T-Tuner

  1. Gunar sagt:

    Hallo, ich habe früher als Kind gerne mit den Kästen gebastelt,diese aber vor ca. 6 Jahren alle verkaufen müßen da ich ins Harz4 gefallen bin. Nun arbeite ich wieder und ersteiger mir nach und nach die Kästen zurück. Das was du hier machst ist einfach der Wahnsinn, leider habe ich davon so gut wie keine Ahnung. Deshalb meine Frage, wie hast du denn das mit dem TV Schaltpult gemacht und könnte man das Pult und die fertigen oder wenigstens die Platinen und Teile bei dir erwerben?
    Grüßle

  2. Römer sagt:

    Ein toller Artikel. Heute noch gültig. Jetzt fehlt nur noch, wo man diese Teile für DVB-T2 bekommt.

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