Rezo und die FAZ

Werte Lesesrinnen und Leser,

erinnern Sie sich noch an die „Zerstörung der CDU“ im vergangenen Jahr, veröffentlicht von einem Youtuber, dessen Spezialität sonst eher Spaß-Videos sind? 15 Millionen Abrufe hat dieses Video, und Rezo legt dort, belegt durch viele Quellen, sehr eindeutig das Versagen von Politikern bei Klimawandel, Internet und anderen Themen dar. Zum Schluss warnt er eindeutig, keine Parteien zu wählen, die diese Themen in der gezeigten Art bearbeiten oder interpretieren. Das waren im wesentlichen CDU, SPD, AfD und FDP – also alles jenseits diesseits der Mitte.

Es gab viele Berichte – manche positiv, manche negativ, manche überschwänglich, manche verurteilend und einige schlicht neutral. Und es gab die FAZ. Dort sitzt der Innenpolitikchef Jasper von Altenbockum. Leser dieses Blogs kennen ihn bereits als „meinen politischen Südpol“, weil meine politische Kompassnadel immer von ihm weg zeigt.

Jaspe von Altenbockum ist – das darf man anhand einer Vielzahl einschlägiger Kommentare sicher sagen – ein großer Freund einer CDU-geführten Regierung. Es kommt dabei nicht so sehr auf den Inhalt an – Hauptsache CDU. Da werden dann auch schon mal absurde Dinge verteidigt, weil sie von einem CDU-Politiker stammen. Aber se es drum, hier geht es speziell um Rezo und die „Zerstörung der CDU“. Sowas konnte Herr von Altenbockum nicht auf sich sitzen lassen. Also recherchierte er. Naja. Und zweifelte die Korrektheit der Rezo-Quellen an. Und zweifelte an, dass Rezo unabhängig sei. Und unterstellte ihm, von den Grünen finanziert zu sein über den Umweg einer Werbefirma. Und überhaupt sei auch Youtube werbefinanziert. Und überhaupt. Und.

Leider sind alle seine Kommentare inzwischen hinter einer Paywall. Aber auch die Überschriften und die Linkbezeichnungen sagen eine Menge:

Dazu noch ein Artikel eines FAZ-Kollegen, in dem Rezo vorgeworfen wird, das Video durch Dritte finanziert zu haben:

Auf twitter lieferte sich Jasper von Altenbockum ein Gefecht mit Rezo und stellte dabei weitere Unwahrheiten auf. Auf diese in Phoenix-TV in einer Talk-Runde angesprochen, leugnete er sie: „Wo habe ich gelogen?“. Nach der Europawahl 2019 kehrte Ruhe ein, aber verwundenw ar die Schmach wohl nicht, denn als Rezo vor kurzem ein neues Video mit dem Titel „Die Zerstörung der Presse“ online stellte, drehten bei der FAZ die Räder wieder hohl. Denn Rezo hatte in seinem Video Fehler der Presse aufgezählt und dabei die Berichterstattung über sich im Jahre 2019 als Beispiel genommen.

Klar, was dabei herauskam: über 50% der Aussagen über Rezo in der FAZ seien falsch, sagte Rezo. und wie beim ersten Mal, unterlegte er seine Aussagen mit Quellen und einer umfangreichen Dokumentation, die jedem zugänglich war, der sie lesen wollte. Das ist bei den Mitteln, mit denen der Innenpolitikchef von Altenbockum und sein Medien-Spezialist Michael Hanfeld gegen Rezo gekämpft haben, kaum verwunderlich. Hier eine Kostprobe:

Klar, dass die FAZ das nicht auf sich sitzen lassen konnte. Als erwachsener Player auf dem Medienmarkt hätte sie erklären können:

Ja, wir haben da im Umgang mit dem neuen Medium der Influencer den einen oder anderen Fehler gemacht. Aber wir arbeiten täglich an uns und werden besser. Und diese 50% kommen garantiert nicht mehr vor. Versprochen.

Da hätten wir anerkennend genickt. Aber hey, die Welt tickt nicht so. Sie tickt so:

Der Youtuber Rezo verbrämt eine persönliche Abrechnung als aufklärerische Medienkritik – und bedient sich dabei genau der manipulativen Techniken, die er zu entlarven vorgibt. […] Rezo hat sich wieder einmal zu Wort gemeldet. Mit seinem Video „Die Zerstörung der Presse“ will er angeblich auf Missstände in der deutschen Medienlandschaft hinweisen, die er als mitverantwortlich für den Glauben an Verschwörungstheorien ansieht. Was unter dem Deckmantel der Aufklärung daherkommt, ist in Wahrheit ein Stück Meinungsmache in eigener Sache, bei dem Rezo ebenjene manipulativen Tricks und Kniffe üppig einsetzt, die er zu entlarven vorgibt.

Und dann liest man einen Artikel, in dem wieder kräftig vom Leder gezogen wird. Kein Wort davon, dass von Altenbockum den einen oder anderen oder ganz viele Fehler gemacht hat. Kein Wort davon, dass man falsche Verdächtigungen gedruckt hat. Ein schickes Video hat man gleich dazu gedreht. Und man hat – eigene Sicht – alles richtig gemacht.

Die Kommentierung des Ganzen hatte man dann lieber nicht an Jasper von Altenbockum gegeben, das blieb seinem Kollegen Constantin van Lijnden in einem zehnseitigen (!!) Bericht vorbehalten, dessen Fazit ich hier zitiere:

Rezos Behauptungen über angebliche Fehler in unserer Berichterstattung sind zum Großteil unrichtig und betreffen im Übrigen Marginalien, die wir inzwischen korrigiert haben. An vielen Stellen reißt Rezo einzelne Sätze aus dem Zusammenhang und interpretiert kritische, aber selbstverständlich zulässige Meinungsäußerungen unserer Autoren als (angeblich unwahre) Tatsachenbehauptungen. Es ist somit nicht verwunderlich, dass ausgerechnet diejenige Zeitung, die Rezo und sein CDU-Video 2019 wohl am häufigsten und heftigsten kritisiert hat, in seiner Statistik die höchste Quote solcher angeblichen „Fehler“ aufweist – wobei bei der Berechnung dieser Quote auch zahlreiche weitere verfälschende Effekte hinzutreten, die eingangs dargestellt wurden.

[…]

So war die auf Twitter erfolgte Äußerung des Innenpolitikchefs dieser Zeitung, Rezo habe sein Video „Die Zerstörung der CDU“ für einen Werbekonzern gedreht, der im Impressum seines Youtube-Kanals genannt wird, zwar eine irrige Vermutung bzw. irreführende Behauptung, aber sicherlich keine Verschwörungstheorie. Absicht des Tweets war eigentlich, auf ein Interview-Porträt über Rezo aufmerksam zu machen, in dem Rezo selbst auf die Gefahren hinweist, denen er sich aussetze, wenn er „Wahlwerbung“ betreibe: Ihm sei sehr bewusst, so hieß es in dem Text von 2017, dass er seine jungen Fans „manipulieren“ könne. Der Artikel war allerdings in einem dubiosen, weil verschwörungstheoretisch orientierten Video eingeblendet worden, das der Tweet verlinkte. Auch deshalb wurde der Tweet binnen weniger Tage gelöscht. Dass er gleichwohl noch ein Jahr später zitiert wird, um den Innenpolitikchef und mittelbar die ganze Zeitung in Misskredit zu bringen, spricht für sich.

Im Übrigen fällt es schwer, das angeblich noble Ziel des Videos ernst zu nehmen, wenn Rezo eben jene manipulativen Techniken, die er zu entlarven vorgibt, zugleich selber einsetzt, um rufschädigende Unwahrheiten gerade über das Medium zu verbreiten, das besonders kritisch über ihn berichtet hat.

[…]

Das Video und seine Rezeption sind somit tatsächlich ein gelungenes Lehrstück über Mechanismen der Meinungsmache und Manipulation zum eigenen Vorteil – allerdings nicht in dem von Rezo beabsichtigten Sinne.

Damit war es der FAZ aber nicht genug. Heute erschienen nun „Letzte Worte an Rezo„, eine „Antwort der Redaktion“. Darin werden noch einmal die der Redaktion wichtigsten Punkte aufgezählt – von der Entgleisung Jaspers von ALtenbockums wird aber nicht mehr gesprochen. Ich zitiere wieder das Fazit:

Lieber Rezo, wir hätten noch viel mehr zu erwidern, haben aber erkannt, dass es sinnlos ist. Du bist offensichtlich bereit, jede unserer Aussagen aus dem Kontext zu reißen oder im Sinn zu verdrehen, bis sie in deinen Feldzug gegen uns und weitere Zeitungen passen, die dich kritisiert haben. Also wozu dann überhaupt argumentieren? Wenn es so läuft, sind wir raus. Denn so gewinnt nur der, der bereitwillig und geschickt die Wahrheit manipuliert – und diese Trophäe überlassen wir gerne dir.

Klingt, als säßen in der Redaktion ein paar beleidigte Leberwürste. Da ist es dann nur konsequent, wenn man auch gleich die Kommentarfunktion abgeschaltet hat und nicht einmal den eigenen Lesern die Chance gibt, sich zu äußern. Das sind nämlich oft kluge Köpfe und daher gar nicht so bereitwillig, der FAZ bei ihrer Beurteilung von Rezo zu folgen.

Es grüßt herzlich

Ihr JL7

 

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