Wann, wenn nicht jetzt?

Werte Leser,

so langsam bekomme ich Mitleid mit Stefan Mappus. Was er auch anfasst und auf den Weg bringt, es wird sofort konterkariert durch Ereignisse, Berichte oder Interviews. In so einer Situation kann man schon einmal die Nerven verlieren. Aber der Reihe nach:

Stefan Mappus ist seit Februar 2010 als Nachfolger des nach Brüssel verbannten gesandten Günther Oettinger Ministerpräsident in Baden-Württemberg; er hat daher noch keine Wahl gewonnen. Lassen wir einmal außen vor, was er in seiner Zeit als Fraktionsvorsitzender gesagt hat, beispielsweise über den Stuttgarter CSD („frivole, karnevaleske Zurschaustellung sexueller Neigungen“), denn diese Veranstaltung hat in Stuttgart durchaus ihre Schwächen. Stramme Konservative hat die CDU genug, beispielsweise den irrlichternden Norbert Geis.

Seit dem Beginn der Bauarbeiten zum Stuttgarter Bahnhof 21 kommt Mappus nicht mehr aus den Schlagzeilen. Aber während es zwischenzeitlich so aussah, als würde seine Partei letztlich doch die bevorstehende Wahl gewinnen, kommt es seit der Atomkatastrophe in Fukushima knüppeldick.

  • Mappus, der als oberster Atombefürworter der Republik sogar den Rücktritt des Umweltministers Röttgen zu fordern wagte, sieht sich plötzlich zu einer Kehrtwende gezwungen und gibt den zahmen Ausstiegsbefürworter, indem er das eben noch als sicher bezeichnete AKW Neckarwestheim stilllegt – nicht sehr überzeugend.
  • Der EnBW-Deal, im Stillen und unter Missachtung des Parlaments und des zuständigen Ministers mit einem befreundeten Banker eingefädelt, wird sich nach einem Gutachten der Landesbank in Baden-Württemberg (LBBW)  zu einem massiven Verlustgeschäft auswachsen, da EnBW einen Großteil seiner Gewinne mit der Atomkraft macht – Mappus streitet das ab.
  • Und nun kommen auch noch die Brüderle aus den eigenen Reihen, trinken beim BDI ein Gläschen Wein und sagen unverblümt die Wahrheit: es laste „angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen Druck auf der Politik“. Entscheidungen seien „daher nicht immer rational“. Wer mag da widersprechen?

Schlimmer kann es für Mappus und seine CDU in Baden-Württemberg kaum kommen. Wenn die Wähler daher auch in diesem Jahr die CDU wieder zum Wahlsieger küren, dann wird es dort niemals einen Regierungswechsel geben. Das geht besonders die potenziellen „Linke“-Wähler an: einen Wechsel bekommt Ihr nur, wenn Ihr diesmal die Grünen oder die SPD wählt – auch wenn es weh tut.

Andererseits kann es für Mappus eben doch schlimmer kommen, nämlich dann, wenn die CDU die Wahl gewinnt und er zurückkehren und den Augiasstall in der Villa Reitz selber ausmisten muss. Mein persönlicher Tipp: Zwanzig Kilo abnehmen und einen persönlichen Trainer bestellen, dann klappt es vielleicht mit dem „Aussehen wie Herkules“.

Herzlichst,

Ihr JeanLuc7

P.S.: Man sollte nicht den Wirtschaftsminister anklagen dafür, dass er einmal die Wahrheit gesagt hat…

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