Werte Leserinnen und Leser,
Der IS muss unbedingt bekämpft werden! Es scheint, als seien sich die Leitmedien sehr einig, wenn es darum geht, diese Terrorgruppe vom Erdboden zu tilgen. Man wähnt sich geradezu in einem Film und wartet nun auf den Einsatz der ultimativen Waffe, die die Feinde zur Vernunft (oder zu ihrem Gott) bringt und wieder Ruhe schafft.
Einmal abgesehen davon, dass die Welt ein wenig anders tickt als die Blockbuster-Alien-Filme Hollywoods: die Einigkeit endet, wenn die logische zweite Frage gestellt wird: Wer soll es denn machen?
- Die Amerikaner? Das ist angesichts der Erfolge der USA im Irak in den letzten 10 Jahren wirklich eine ausgezeichnete Idee. Fehlt nur noch, dass jemand den Einsatz der Reagan-Neutronenbombe fordert, damit wenigstens die besetzten Städte, Dörfer und Hütten heil bleiben. Aber selbst das wurde bereits gefordert.
- Die Türken? Die haben IS mit aufgebaut und warten derzeit, bis diese Terrorbande ihnen das Kurdenproblem gelöst hat. Was dann geschieht, steht in den Sternen. Vielleicht ruft Erdogan ja den Bündnisfall der NATO aus?
- Die Deutschen? Die haben in Afghanistan schon Prügel bezogen, und nach neusten Erkenntnissen fliegen die Hubschrauber der Bundeswehr nicht mehr weiter als 100 km, ohne repariert werden zu müssen.
Wie die aktuelle Lage zeigt, traut sich die USA-Koalition nicht auf den Boden des Irak; den Kampf müssen die dortigen Kurden selbst leisten. Dafür bekommen sie Waffen, sogar welche aus Deutschland mit persönlicher Widmung von Herrn Gabriel. Und so zeigt sich, dass die Politiker anders als die Leitartikler eher zum Sankt-Florians-Prinzip neigen: „Verschon‘ mein Haus, zünd‘ andre an“.
Und diese Beurteilung der Lage im Irak ist durchaus berechtigt. Der IS mag prima geeignet sein, neue Waffen ausprobieren zu lassen und die westliche Bevölkerung in Angst und Schrecken vor den bösen Dschihadisten-Rückkehrern zu versetzen, aber die eigenen Soldaten wird dort niemand verheizen. Viel zu unsicher ist die Beurteilung, welchen Rückhalt IS bei der Bevölkerung hat. Viele Sunniten arrangieren sich mit den strengen und für uns archaischen Scharia-Gesetzen – denn wenigstens herrscht damit wieder eine gewisse Ordnung und kein von Warlords verordnetes Chaos. Wir kennen das Muster bereits von den Katholiken vor 75 Jahren.
Also wird man IS letztlich sich selbst überlassen und abwarten. Die arabische Welt wird auf lange Zeit beschäftigt sein, mit dem Problem fertig zu werden – kommen doch Gelder für den IS auch aus Saudi-Arabien und Katar. Katar, das ist übrigens der kleine Staat, der 2015 die Handball- und 2022 die Fußball-WM ausrichten möchte. Und solange es schwache arabische Grenzen gibt, sind jene der Türkei und der EU sicher – auf sehr lange Zeit.
„Aber die Rückkehrer!“ Keine Angst – mit 200 bärtigen, fehlgeleiteten Muslimen werden wir schon fertig – wenn sie denn überhaupt zurück kommen. Denn wie es scheint, hat IS eine ganz spezielle Verwendung für die unausgebildeten, verwöhnten missgelaunten Jungs aus dem Westen gefunden: als Selbstmordattentäter mit einer Fahrkarte direkt ins Paradies. Und für ihre Wiederauferstehung ist der Islam nicht zuständig.
Es grüßt herzlich
Ihr JeanLuc7